26.09.2024
ArbeitsweltKarriere
Monja Richard

Greenwashing: Wenn Nachhaltigkeit zur Täuschung wird

In einer Zeit, in der Klimawandel und Umweltzerstörung immer stärker zu spüren sind, ist das Thema Nachhaltigkeit für viele Menschen wichtiger denn je. Unternehmen haben diesen Megatrend erkannt und setzen verstärkt auf Green Marketing, um sich oder ihre Produkte als umweltfreundlich zu präsentieren. Auch im Recruiting wird Nachhaltigkeit häufig als Schlüsselargument genutzt, um qualifizierte Bewerberinnen und Bewerber zu gewinnen, die Wert auf umweltbewusstes Handeln legen. Doch wie glaubwürdig sind diese Versprechen?

Durch Greenwashing können Verbraucherinnen und Verbraucher leicht getäuscht werden.

Greenwashing: Eine Ausnahme oder doch die Regel? (iStock/Tanaonte)

Was bedeutet das?

Eine Untersuchung der Europäischen Kommission und nationalen Verbraucherschutzbehörden hat ergeben, dass 42 Prozent aller Angaben zur ökologischen Nachhaltigkeit von Unternehmen, Produkten oder Dienstleistungen übertrieben, falsch oder irreführend sind. Da die Überprüfung solcher Behauptungen oft schwierig ist, können Verbraucherinnen und Verbraucher durch Greenwashing getäuscht werden. Der Begriff Greenwashing beschreibt die Praxis von Unternehmen, falsche oder irreführende Informationen über ihre umweltbezogenen Strategien, Ziele, Motive oder Maßnahmen zu verbreiten.

Auch in Stellenanzeigen werben immer mehr Unternehmen mit ihrem verantwortungsvollen und nachhaltigen Handeln, um Bewerberinnen und Bewerber anzusprechen, die Wert auf ökonomische, ökologische oder soziale Verantwortung legen. Das klingt auf den ersten Blick attraktiv. Doch für Bewerbende ist es nicht immer leicht, echtes Engagement von reiner Imagepflege zu unterscheiden.

Wie lässt sich Nachhaltigkeit überprüfen?

  1. Nachhaltigkeitsberichte analysieren: Seit 2023 ist die EU-Richtlinie CSRD in Kraft, die viele Unternehmen verpflichtet, umfassend über ihren sozialen und ökologischen Fußabdruck zu berichten. Bis 2028 wird die Richtlinie sukzessive ausgeweitet. Die Nachhaltigkeitsberichte müssen von externen Prüfenden bewertet und im Geschäftsbericht veröffentlicht werden.
  2. Zertifizierungen und Auszeichnungen prüfen: Zertifikate und Auszeichnungen von anerkannten Institutionen sind ein guter Indikator für nachhaltiges Engagement. Beispiele sind das Umweltmanagementsystem EMAS oder die ISO-Norm 14001.
  3. Unternehmenspraktiken recherchieren: Informiere dich über tatsächliche Unternehmenspraktiken, beispielsweise auf der Webseite des Unternehmens, in Zeitungsartikeln oder im Gespräch mit (ehemaligen) Mitarbeitenden. Einige Unternehmen bieten auch FAQs zum Thema Nachhaltigkeit an.
  4. Gezielte Fragen im Vorstellungsgespräch stellen: Nutze das Vorstellungsgespräch, um konkrete Fragen zu den Nachhaltigkeitsstrategien und -praktiken des Unternehmens zu stellen. Frage nach umgesetzten Projekten und wie Fortschritte gemessen werden.

Ein Unternehmen, das Greenwashing betreibt, mag zwar kurzfristig talentierte Mitarbeitende gewinnen, riskiert aber langfristig sein Image und die Zufriedenheit der Belegschaft. Sobald Mitarbeitende feststellen, dass die Nachhaltigkeitsversprechen nicht echt sind, kann dies zu Frustration und Misstrauen führen. Unternehmen sollten nicht nur mit grünen Versprechen werben, sondern diese auch in ihrer Arbeitsweise und Unternehmenskultur umsetzen. Nur so können sie langfristig Mitarbeitende gewinnen, die sich mit den Werten des Unternehmens identifizieren. Echte Nachhaltigkeit braucht Transparenz und konkrete Maßnahmen – keine leeren Versprechen.

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