20.06.2024
ArbeitsweltKarriere
Pierre Wild

Bullshit-Jobs: Warum Arbeit manchmal einfach keinen Sinn macht

Hast du schon mal an deinem Schreibtisch gesessen und dich gefragt, was du da eigentlich tust? Der amerikanische Anthropologe David Graeber hat sich genau diese Frage gestellt und ein ganzes Buch darüber geschrieben: „Bullshit Jobs – vom wahren Sinn der Arbeit“. Sein Thema? Jobs, die keinen gesellschaftlichen Nutzen haben und trotzdem existieren.

Es gibt mehr Bullshit-Jobs als man im ersten Moment denkt.

Bullshit-Jobs sind in verschiedenen Branchen unterschiedlich häufig zu finden (Canva)

Was sind Bullshit-Jobs?

Graeber definiert sie als Tätigkeiten, die so sinnlos sind, dass selbst die Ausführenden insgeheim nicht an die Notwendigkeit ihrer Arbeit glauben. Man stelle sich nur vor, stundenlang Berichte zu schreiben, die niemand liest, oder E-Mails zu beantworten, die niemanden interessieren. Klingt bekannt? Willkommen im Club, denn mit dieser Erkenntnis bist du nicht allein. Umfragen zeigen, dass mehr als 15 Prozent der Arbeitnehmenden ihre berufliche Tätigkeit als wenig oder gar nicht nützlich für die Gesellschaft empfinden. Wie stark dieses Gefühl ausgeprägt ist, hängt stark von der Branche ab. Mitarbeitende im Non-Profit-Sektor oder im öffentlichen Dienst bewerten ihre Arbeit eher positiv.

Welche verschiedenen Arten von Bullshit-Jobs gibt es?

David Graeber unterscheidet fünf Kategorien:

  1. Lakai*innen
    Jobs, die nur existieren, um jemandem zu schmeicheln oder jemanden zu unterstützen, der ohnehin nichts Wesentliches tut.
  2. Schläger*innen
    Tätigkeiten, die darauf abzielen, anderen zu schaden oder sie zu behindern.
  3. Flickschuster*innen
    Arbeitende, die Probleme lösen, die eigentlich gar nicht existieren sollten.
  4. Schleppnetzfischer*innen
    Berufe, die darin bestehen, Daten zu sammeln und zu verarbeiten, ohne dass diese jemals von Nutzen sind.
  5. Aufseher*innen
    Führungskräfte, deren Hauptaufgabe es ist, andere zu überwachen und zu kontrollieren, ohne dass dies einen Mehrwert schafft.

Warum gibt es Bullshit-Jobs? Eine große Frage, auf die Graeber mehrere Antworten hat. Zum einen könnte es an der Bürokratie liegen: Unternehmen schaffen Positionen, um komplizierte Strukturen zu rechtfertigen. Zum anderen gebe es einen gesellschaftlichen Druck, einen „richtigen“ Job zu haben, auch wenn dieser keinen Mehrwert bringe.

Die Folgen für die Gesellschaft: Bullshit-Jobs sind nicht nur Zeitverschwendung, sie haben auch tiefgreifende Auswirkungen auf die Psyche der Betroffenen. Wer in einem solchen Job festhängt, kann leicht das Gefühl bekommen, dass das Leben sinnlos ist. Die mentale Gesundheit leidet und das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun, schwindet.

Der Weg aus der Sinnlosigkeit

Die Lösung? Ein Umdenken in unserer Arbeitskultur. Wir sollten den Wert der Arbeit nicht nur am Einkommen messen, sondern auch an ihrem gesellschaftlichen Nutzen. Das bedeutet mehr Anerkennung für Berufe, die wirklich etwas bewegen, wie beispielsweise Pflegekräfte, Lehrer und Handwerkerinnen.

Bullshit-Jobs sind ein Symptom einer tieferen Krise unserer Arbeitswelt. Es liegt an uns, diese Krise zu erkennen und uns für eine Arbeitskultur einzusetzen, die wirklich Sinn macht. Und mal ehrlich: Wer würde nicht lieber in einem Job arbeiten, der das Leben anderer Menschen wirklich verbessert, anstatt nur sinnlose Aufgaben zu erledigen?

Welcher Job zur eigenen Persönlichkeit passt, ist nicht immer leicht zu erkennen. Schon gar nicht, wenn man bereits einige Jahre im Berufsleben steht. Manchmal braucht es einen professionellen Blick von außen, um das individuelle Potenzial zu erkennen. Wir unterstützen gerne dabei und freuen uns auf ein Gespräch.

 

Mehr Informationen

 

Wir rufen Sie zurück

Crop Image