01.08.2024
ArbeitsweltKarriere
Rebekka Schnatz

Impostor-Syndrom: Wenn Selbstzweifel zur Belastung werden

Hast du manchmal das Gefühl, dass du nur durch Zufall oder Glück in deinem Job oder Studium gelandet bist und jeden Moment als Hochstapler*in entlarvt werden könntest? Dann bist du mit diesen Gedanken nicht allein. Sie sind Teil des Impostor-Syndroms!

Das Impostor-Syndrom betrifft Menschen aus allen Lebensbereichen und Karrierestufen.

Wenn dir dein Spiegelbild sagt, dass du all diese Pokale nur durch Zufall gewonnen hast … Das Impostor-Syndrom lässt grüßen (iStock/useng)

Was ist das Impostor-Syndrom?

Das Impostor-Syndrom beschreibt ein Phänomen, bei dem Menschen trotz offensichtlicher Erfolge und Qualifikationen das Gefühl haben, ihre Leistungen nicht verdient zu haben. Sie führen ihre Leistungen nicht auf ihre eigenen Fähigkeiten zurück, sondern schreiben sie äußeren Umständen zu. Selbst wenn objektive Beweise das Gegenteil belegen, bleibt bei den Betroffenen das Gefühl der Hochstapelei bestehen und sie fürchten sich ständig davor, entlarvt zu werden.

Wer ist betroffen?

Das Impostor-Syndrom betrifft Menschen aus allen Lebensbereichen und Karrierestufen. Ursprünglich in den 1970er Jahren von den Psychologinnen Pauline Clance und Suzanne Imes bei erfolgreichen Frauen beschrieben, wissen wir heute, dass auch Männer und Personen aus unterschiedlichen Berufen und sozialen Schichten betroffen sind. Besonders häufig tritt es bei Menschen auf, die in leistungsorientierten und kompetitiven Umgebungen arbeiten, wie zum Beispiel in der Wissenschaft, im Management oder in kreativen Berufen.

Wie äußert sich das Impostor-Syndrom?

Typische Anzeichen sind:

  1. Selbstzweifel: Die Betroffenen zweifeln permanent an ihren Fähigkeiten und ihrer Intelligenz.
  2. Angst vor Entlarvung: Es besteht eine ständige Furcht, als Hochstapler*in entlarvt zu werden.
  3. Zuschreibung von Erfolgen an äußere Umstände: Erfolge werden nicht den eigenen Fähigkeiten, sondern äußeren Faktoren wie Glück oder der Hilfe von anderen zugeschrieben.
  4. Perfektionismus: Um ihre vermeintlichen Defizite auszugleichen, streben Betroffene oft nach Perfektion und leisten Überstunden und Mehrarbeit.

Wie entsteht das Impostor-Syndrom?

Die Ursachen sind vielfältig und oft individuell verschieden. Mögliche Faktoren sind beispielsweise die familiäre Prägung und Erziehung. Hohe Erwartungen oder starker Leistungsdruck in der Kindheit können das Selbstwertgefühl beeinflussen und so starke Selbstzweifel auslösen. Auch der ständige Vergleich mit anderen, zum Beispiel über soziale Medien, spielt eine Rolle. Denn durch die dort gezeigte vermeintlich heile Welt kann das Gefühl der eigenen Unzulänglichkeit verstärkt werden. Kulturelle und gesellschaftliche Einflüsse wie Stereotype sind ebenfalls von Bedeutung.

Wie lässt es sich bewältigen?

Das Impostor-Syndrom kann sehr belastend sein, aber es gibt Wege, damit umzugehen und das Selbstwertgefühl zu stärken:

  1. Erfolge anerkennen: Führe ein Erfolgstagebuch, in dem du deine Erfolge und positiven Rückmeldungen festhältst. Das hilft dir, dich an deine Stärken zu erinnern.
  2. Über Gefühle sprechen: Teile deine Gefühle und Ängste mit vertrauten Personen oder einer Therapeutin bzw. einem Therapeuten. Oft stellt sich heraus, dass viele Menschen ähnliche Gefühle haben.
  3. Perfektionismus hinterfragen: Erlaube dir, Fehler zu machen und akzeptiere, dass niemand perfekt ist. Setze dir realistische Ziele und sei stolz auf das, was du erreichst.
  4. Selbstmitgefühl entwickeln: Sei freundlich zu dir selbst und behandle dich mit der gleichen Empathie und Freundlichkeit, die du einem guten Freund oder einer Freundin entgegenbringen würdest.
  5. Mentoring und Unterstützung suchen: Suche dir Mentorinnen oder Vorbilder, die dir helfen können, dein Selbstvertrauen zu stärken und dich zu ermutigen.

Fazit

Das Impostor-Syndrom kann ein hinderlicher Begleiter im beruflichen und privaten Leben sein. Wenn wir jedoch unsere Selbstwahrnehmung kritisch hinterfragen, unsere Erfolge anerkennen und Unterstützung suchen, können wir lernen, diese Selbstzweifel zu überwinden. Es ist wichtig zu verstehen, dass wir nicht allein sind und dass der erste Schritt zur Besserung oft darin besteht, unsere Gefühle zu teilen und zu erkennen, dass unsere Zweifel unbegründet sind.

Also denk daran: Du bist definitiv gut genug. Deine Erfolge sind echt und verdient – es ist an der Zeit, das zu akzeptieren und stolz darauf zu sein.

 

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